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Geschichte und Geschichten der Paulskirche

Ostersonntag 2024

Feierlicher Ostermorgen 2024 © B.Specht

Auf dem Weg zur Kirche werden die Umrisse des kleinen Gebäudes immer klarer, treten aus der Dunkelheit hervor, besetzen die Paulshöhe, wo schon ein paar Gäste vor der geöffneten Kirchentür stehen. Leises Gemurmel wird übertönt vom fröhlichen Zwitschern der Vögel, die sich wohl über die langsam anwachsende Gruppe unter sich freuen und wundern.

  Sechs Uhr Sommerzeit, die Dunkelheit verleiht dem besonderen Morgen etwas Mystisches, als würde sie der Lautstärke der Gespräche einen Dämpfer überstülpen.

  Die Pastorin, liest vor und stimmt „Du Licht des Morgens“ an, liest aus der Ostergeschichte, bevor das Osterfeuer angezündet wird. Das Reisig wehrt sich, qualmt und sträubt sich gegen die Flammen, gibt auf, wird sich der Besonderheit bewusst, für diese heilige Handlung ausgesucht worden zu sein. Vertreibt den Rauch und lässt die Flammen hervortreten.

  Jetzt zündet die Pastorin die Osterkerze an und trägt sie in die Kirche hinein, gefolgt von den Besuchern. Einzig die Osterkerze bietet dem Raum Licht an, während sich die Besucher auf den Bänken niederlassen.

  Die anderen Kerzen im Altarraum werden nach und nach entzündet. Die Osterpredigt erreicht die Zuhörer, die dem Ritual aufmerksam folgen. Danach zündet die Pastorin die Kerzen der Gäste in den ersten Reihen an, die wiederum das Licht nach hinten reichen, immer von einer Kerze zur anderen, um die Kirche zuletzt mit Helligkeit zu erfüllen.

  Ein bewegender Auftakt zum Osterfest, dank der Pastorin Pirina Kittel - und dem Organisten Franns-Wilfried v. Promnitz.

Geschichte der Kirche auf der Paulshöhe

Boltenhagener Kirche auf der Paulshöhe © B. Specht

Die kleine Kirche – eigentlich ist es eine Kapelle – blickt auf eine inzwischen 150jährige Geschichte zurück. Die schwere Sturmflut von 1872 konnte dem Rohbau nichts anhaben und am 3. August 1873 fand die feierliche Weihe statt.

  Vor dem Bau fanden Gottesdienste in Hotels oder in den Stuben der Bauern statt. Bald jedoch sorgte das für Unmut – bei den Gastgebern und den Besuchern der Gottesdienste. Eine Lösung musste her.

  Bei einem Strandspaziergang traf der Pastor auf einen Badegast und beide kamen ins Gespräch. Der Gast wies auf den Hügel, die Paulshöhe, hin und dem Pastor fiel es wie Schuppen von den Augen.

  Natürlich, das war der perfekte Standort.

  Es wurde geplant, Geld gesammelt und das Vorhaben konnte 1872 starten.

  Zum 100. Geburtstag der Kirche wurde der Innenraum komplett umgestaltet. Die Kanzel wurde niedriger und neu verkleidet (die alte Kanzel befindet sich noch heute darunter), der Wandaltar wurde durch einen Tischaltar ersetzt, die Bänke wurden heller gebeizt und die Wangen kurz geschnitten. Zu diesem Anlass fertigte der ortsansässige Schmied, Herr Lüth, eine Menora an, die heute noch im Altarraum steht, um an den Badegast, der den jüdischen Glauben hatte, zu erinnern.

  Im Jahr 2003 feierte das Ostseebad Boltenhagen die 200. Badesaison. Zu diesem Anlass wurde vieles im Ort geändert, verbessert und verschönert. So auch die Paulshöhe. Das Gebüsch, das rund um die Kirche stand, wurde entfernt und die angedeutete Steinmauer gebaut. Die Wege wurden ausgebessert und die Strahler, die die Kirche anleuchten, wurden installiert.

  2023 wurde der 150. Geburtstag mit einem großen Fest rund um die Kirche begangen.
  © Christiane Meier

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